Eines der spektakulärsten Neubauprojekte der Leibniz Universität ist nach knapp zwei Jahren Bauzeit eröffnet worden: Im Testzentrum für Tragstrukturen in Marienwerder wird zukünftig hochkarätige Forschung zu On- und Offshore-Windenergieanlagen betrieben. „Für die Leibniz Universität ist die Eröffnung ein besonderer Moment und ein weiterer Meilenstein im Bereich der interdisziplinären Forschung. Durch die experimentellen Versuchseinrichtungen kann ein erheblicher Beitrag zur Optimierung von Onshore und Offshore–Windenergieanlagen geleistet werden. Wir danken dem Land Niedersachsen, dem Bund und der Europäischen Union für die großzügige Unterstützung des Bauvorhabens“, sagte Prof.-Dr. Ing. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover.
„Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir technologische Innovationen. Das neue Testzentrum für Tragstrukturen kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Mit seiner Arbeit wird es die deutsche Windenergieforschung deutlich voranbringen, und vom raschen Praxistransfer profitiert der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt die Errichtung des Testzentrums daher mit 17,8 Millionen Euro“, so Uwe Beckmeyer, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie.
Niedersachsen sei Energieland Nr. 1, auch in der Forschung, betonte Ministerpräsident Stephan Weil. Um die für Niedersachsen und die Energiewende gleichermaßen wichtige Windenergie immer besser nutzen zu können, fördern wir die anwendungsbezogene Forschung, wie sie im neuen Testzentrum in Marienwerder vorbildlich stattfinden wird.
Im Testzentrum mit seiner rund 20 Meter hohen Versuchshalle führen Expertinnen und Experten aus dem Fraunhofer IWES und unterschiedlichen Instituten der Leibniz Universität Hannover gemeinsam mit öffentlichen Auftraggebern und der Industrie experimentelle Untersuchungen an Komponenten der tragenden Strukturen sowie der Gründungen von On- und Offshore-Windenergieanlagen durch. Bei Offshore-Anlagen sind insbesondere die sichere und wirtschaftliche Vernkerung im Meeresboden, umweltschonende Installationstechniken sowie die sichere Vorhersage der Lebensdauer eine große Herausforderung.
Das Fraunhofer IWES und die Leibniz Universität Hannover haben einen Kooperationsvertrag über gemeinsame Aktivitäten im Bereich der Windenergieforschung unterzeichnet. Die Errichtung des Testzentrums für Tragstrukturen ist ein Teil der Kooperationsvereinbarung. Durch die dort möglichen besonders realistischen Tests will das Fraunhofer IWES mit seinen Projekten die Zeit bis zur Anwendungsreife von Tragstrukturdesigns deutlich verkürzen. Dafür stehen neben Laboren und Werkstätten insbesondere zwei europaweit einzigartige Großversuchsanlagen zur Verfügung: ein 18,5 Meter langes und zehn Meter breites Spannfeld speziell für die mehraxiale Prüfung von Strukturen und realen Komponenten. Außerdem wurde eine zehn Meter tiefe Grundbauversuchsgrube geschaffen, die Untersuchungen zum Tragverhalten zyklisch beanspruchter Strukturen und die Erprobung neuer Installationstechniken ermöglicht.
Von Seiten der Leibniz Universität sind Prof. Dr.-Ing. Peter Schaumann und Prof. Dr.-Ing. Raimund Rolfes aus der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie maßgeblich an den Aktivitäten beteiligt. Der Leiter des Fraunhofer IWES, Prof. Dr.-Ing. Andreas Reuter, der auch geschäftsführender Leiter des Instituts für Windenergiesysteme der Leibniz Universität ist, steht für eine besonders enge Zusammenarbeit der Institutionen. Die Leibniz Universität ist zudem Teil von ForWind, dem gemeinsamen Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Hannover, Oldenburg und Bremen. ForWind bündelt die Kompetenzen der drei Universitäten auf dem Gebiet der Windenergieforschung und ist als einziges Forschungszentrum an Forschungsprojekten in allen drei bisher installierten deutschen Offshore-Windparks beteiligt.
Das in dieser Form europaweit einmalige Testzentrum für Tragstrukturen wurde mit Gesamtkosten in Höhe von 26 Millionen Euro veranschlagt. Der Bau wurde überwiegend vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert, aber auch das Land Niedersachsen, die Europäische Union und die Leibniz Universität sind beteiligt.